Innerhalb des Wild-Apfel-Projektes werden Wanderungen definiert, die dann hier angezeigt werden. Mehr zu den Zielen des Projektes finden sich hier: Wanderungen im Projekt

Schätze der Hufendörfer

Als Wahrzeichen dieses ganzen herrlichen Vorerzgebirges bezeichnete Hans Hermann Merbt den Luchberg in seinen Aufzeichnungen zur Geschichte des Örtchens Oberfrauendorf (*). Entlang  bewirtschafteter Wiesen- und Ackerflächen, und auf historischen Pfaden führt diese Wanderung  nach Luchau bis hin zu der 576m hohen bewaldeten Basaltkuppe und als Rundweg zurück nach Oberfrauendorf. Einem ganz besonderen Schatz werden wir auf der gesamten Wanderung immer wieder begegnen. Der Wild-Apfel Malus sylvestris scheint sich besonders in der Umgebung der beiden Hufendörfer Oberfrauendorf und Luchau sehr wohl zu fühlen. Man kann schon von einem Verbreitungsschwerpunkt sprechen, denn im Umkreis findet man neben jüngeren Exemplaren auch mehrere stattliche Altbäume der sonst seltenen Baumart. Es gilt also die Augen offen zu halten und auszuschauen nach unserem osterzgebirgischen Holzäppel, wie dieser Baum hier  genannt wird. Einige der Wild-Apfelbäume sind beschildert.

*„Die Geschichte des vorgebirgigen Dorfes Oberfrauendorf „ von Hans Hermann Merbt  (1956/ 1964)

Streckenlänge gesamt: ca. 12km

Wegpunkte

1 Start: Parkplatz oberhalb Oberfrauendorf

Die Wanderung beginnt „hoch oben, wo der Molchgrund von Schmiedeberg aufwärts kommend, die Höhe erreicht hat“ (*). Im Umkreis lohnt sich der kleine Umweg zu einem der angegebenen Ausblickspunkte. Für einen  Blick in die Ferne, der bis weit über die Sächsisch Böhmische Schweiz auf der einen und über die Stadt Dresden hinweg auf der anderen Seite des Luchberges reicht, sollte man unbedingt ein paar Minuten oder mehr einplanen. Allerdings kommt es manchmal vor, dass selbst dieser nicht weit entfernte, 576m hohe Berg, im dicken Nebel verschwindet. Vorab ein Hinweis zum Verlauf der Wanderung. Der Startpunkt an der Hochwaldstraße oberhalb von Oberfrauendorf ist vorrangig motorisiert zu erreichen (Parkplatz an der Straße), öffentliche Verkehrsmittel enden vorm Ortsausgang und fahren nur eingeschränkt. Alternativ ist deshalb ein Start in Luchau möglich. Von Oberfrauendorf bis zum Örtchen Luchau bewegt sich der Wanderer über den Eisensteinweg kommend auf der Alten historischen Eisenstraße. Auf dieser brachte man Eisenerz beispielsweise von Berggießhübel bis nach Schmiedeberg, um dort das schlechtere mit höherwertigem Eisenerz zu vermischen. ​

*„Die Geschichte des vorgebirgigen Dorfes Oberfrauendorf „ von Hans Hermann Merbt  (1956/ 1964)

2 Die Halde

Nach Kreuzung der Hochwaldstraße, sie war einst Heerstraße nach Zinnwald und Teplice, zeigt sich am Wegrand ein etwas unnatürlich erscheinender Berg. Die auf ihm befindlichen, aus der Entfernung als kleine Türmchen wahrnehmbaren Bauwerke verraten, was es mit diesem auf sich hat. An dieser Stelle befand sich vor mehreren Jahrzehnten eine Kiesgrube.  Im Umkreis gab es mehrere solcher Schürfstellen, von denen  anliegendes Gesteinsmaterial für örtliche Baumaßnahmen aus dem Boden geholt wurde. Nach Beendigung des Kiesabbaus füllten sich diese Abbauhalden schnell mit Müll. Meist als illegale Scherbelgrube missbraucht oder teilweise als zentrale Mülldeponie betrieben, wie hier in Oberfrauendorf ab den 1970er Jahren. Nach der Wende (1989) erfolgte dann die Renaturierung dieser alten Kiesgruben. Hier in Oberfrauendorf wurde der Müll vor Ort gesichert eingebaut und überdeckt. Vom Müll sieht man heute nichts mehr, man kann nur erahnen, welche Mengen unter diesem Berg begraben sind. Grundwassermessstellen dienen der regelmäßigen Kontrolle, insbesondere in der Nähe von Quellgebieten.

3 ​Quellgebiet Lockwitzbach:

Unweit liegt das Quellgebiet der Lockwitzbach. In manchen Karten ist der Ursprung des Baches am oberen Dorfende verzeichnet. Ursprünglich entspringt die Lockwitzbach aber noch ein Stück bergauf im sumpfigen „Bruch“. Beschrieben hat H. H. Merbt den weiteren Weg des Dorfbächleins: „ein munteres Wasser, dass sich in sprudelndem Gefälle über Niederfrauendorf und Reinhardtsgrimma, dem Kirchdorf nach Norden ergießt, bei der romantischen Teufelsmühle den Hirschbach und den Wilischbach in sich aufnimmt und dann im lieblichen Lockwitzgrund, vorbei an Lungkwitz und Kreischa, dem großen Strom, der Elbe zufließt“.

4 ​Das Teichbiotop:

Ein Schild macht auf ein Biotop aufmerksam, welches hier auf einer ehemaligen Nasswiese künstlich entstanden ist. Bereits im Jahr 2012 wurden gezielt Anstrengungen unternommen, den bestehenden Nassbereich durch weitere Maßnahmen aufzuwerten. In Zusammenarbeit und mit Hilfe von Fördermitteln entstand dieses naturnahe Kleingewässer mit Insel und bepflanztem Gewässerrandstreifen. Der hohe Grundwasserspiegel und anstehendes Oberflächenwasser sammeln sich hier und bieten ganzjährig konstante Lebensbedingungen. Das ist besonders für Pflanzen –und Tierarten wichtig, deren Lebensraum in Pflanzenarten und Tierarten Bei Aufnahmen im Jahre 2020 konnten zahlreiche Kleinlibellen, Teichmolche und Erdkröten beobachtet werden. Zu den festgestellten Pflanzenarten gehören der Wasserhahnenfuß, Schwimmendes Laichkraut und die nässeliebenden anmutigen Schwertlilien.
…Weiter geht’s auf der Alten Eisenstraße bis nach Luchau.

5 Der Luchberg

Hat man das Dörfchen Luchau erreicht, geht es von dort direkt zum Luchberg. Ob sich eine Ersteigung lohnt, muss jeder Wanderer für sich entscheiden. Wegen der Aussicht sicher nicht, denn der Berg ist vollständig bewaldet. Allerdings hat auch hier der Borkenkäfer einen großen Teil des Fichtenbestandes vernichtet, welche Auswirkungen dieser Umstand haben wird, muss sich zeigen. Auf dem gesamten Berg wachsen Wild-Apfelbäume, die wenigsten aber direkt am Weg und deshalb nicht erreichbar. Weitaus größere Bäume dieser Art wachsen wegen besserer Boden- und Lichtverhältnisse in den umliegenden Steinrücken, wobei aber mehrere dieser Altbäume in den letzten Jahren weggebrochen sind. Neben Wild-Apfel und Co ist eine weitere seltene Gehölzart mit mehreren Exemplaren direkt am Luchberg zu finden. Ein Bestand des Seidelbastes Daphne mezereum lockt zur jährlichen Blütezeit zahlreiche Naturfreunde hierher. Vorsicht ist aber jederzeit geboten, wenn man am Luchberg entlangwandert. Im Naturschutzgebiet sollen die (vorgemähten) Wege nicht verlassen werden, um all die geschützten Arten wie das Staatliche Knabenkraut, Großes Zweiblatt, oder die hier Mitte der 90er Jahre entdeckte Türkenbundlilie zu schützen. Weitere botanische Schätze wachsen am Waldrand und auf den angrenzenden Wiesen. Sehr viele Informationen zu Pflanzen und Tieren und auch zur Entstehung des Luchberges gibt es im Naturführer Osterzgebirge der Grünen Liga Osterzgebirge e.V.
Bitte an die Einhaltung der Verhaltensregeln in Naturschutzgebieten denken.

6 Projekt Steinrückenanlage

Talwärts geht es nun immer weiter in Richtung Nieder- und Oberfrauendorf. Hier haben Naturschutz und Landwirtschaftsbetrieb gemeinsam an der Verlängerung einer bestehenden Steinrücke und damit der Erweiterung des Biotopverbundes gearbeitet. Im Modellprojekt „Anlage von Lesesteinbiotopen im steinreichen Osterzgebirge auf landwirtschaftlich genutzten Flächen“ (gefördert über die RL ISA/2021 des SMEKUL) sollten an drei Standorten mit unterschiedlichem geologischem Hintergrund im Osterzgebirge neue Steinrücken mit vor Ort anfallenden Steinen angelegt werden, und zwar so, dass sie sich in die Landschaftsstruktur einfügen. Die Entstehung der landschaftstypischen Steinrücken reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Bei der Bearbeitung des Bodens gelangten Steine an die Oberfläche, die dann seitlich an den Grenzen der Flächen, den meist länglichen Hufen, abgelegt wurden. Auch heute fallen bei der landwirtschaftlichen Flächenbearbeitung, durch die größeren Bearbeitungstiefen zum Teil sogar noch größere Mengen an Steinen an als früher. Diese werden aber meistens nicht am Feldrand zu ökologisch wertvollen Steinrücken aufgeschichtet, sondern teuer entsorgt oder irgendwo zwischengelagert. Die angelegten Steinrücken sind teilweise mit Gehölzen bepflanzt. Seit dem 1.März 2020 ist lt. Bundesnaturschutzgesetz § 40 vorgeschrieben, dass in der freien Landschaft nur Gehölze, die dem gleichen Herkunftsgebiet  entstammen, ausgebracht werden dürfen.  Dementsprechend dürfen nur Arten verwendet werden, die bereits mehr als einhundert Jahre im Gebiet heimisch sind (HKG 3-Süddeutsches Hügel- und Bergland)  Die Bepflanzung erfolgte hier nur zurückhaltend, damit sich aus der näheren Umgebung auch selbst Gehölze, Samenpflanzen, Moose und Flechten ansiedeln. Wichtig sind vor allem auch Pufferbereiche zwischen Steinrücke und Acker. Ortsweise werden Blühstreifen mit gebietsheimischem Saatgut eingesät. Die landschaftstypische Steinrückenlandschaft und das raue Klima ermöglichten dem Wild-Apfel sich hier anzusiedeln, einen festen Bestand zu entwickeln und diesen bis heute zu erhalten.

www.naturschutzstation-osterzgebirge.de   https://www.agrar-starbach.de/standort-luchau.html

7 Oberfrauendorf und seine Schätze

Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Oberfrauendorf im Jahre 1404. Sehr früh schon suchte man in der Gegend nach Erzen. Bereits einige Jahrzehnte vor Ortsgründung soll es auf dem südwestlich des Ortes liegenden Frauenberg ein Zinnwerk gegeben haben. Noch heute zeugen einige Halden und Bingen, vom bis Mitte des 17. Jahrhunderts betriebenen Abbau. Viele verschiedene Versionen gibt es zur Entstehung des Ortsnamens. Am wahrscheinlichsten ist, dass die beiden Orte Ober- und Niederfrauendorf nach dem Frauenberg benannt wurden. Was vor Jahrhunderten die Bodenschätze für das Dorf waren, sind heute Schätze ganz anderer Art. Das intakte Dorfleben, viele junge Familien und mehrere ortsansässige Firmen gehören unbedingt dazu. Außer unserem heimischen Holzäppel gibt es noch weitere zum Dorf gehörende Kostbarkeiten. Auf einer Wiese blüht seit vielen Jahren die Schwarze Teufelskralle. Am alten Gemeindehaus befindet sich eine Nasswiese, die von der Grünen Liga Osterzgebirge e.V. aufwendig gemäht und beräumt wird. Die Wiese ist ganzjährig vernässt, was die Mäharbeiten erschwert, aber in jedem Jahr Wollgras und inzwischen mehr als 300 Breitblättrigen Kuckucksblumen erblühen lässt. Im Rahmen eines geförderten Modell- und Demonstrationsvorhabens „Erhaltung von Malus sylvestris unter in situ Bedingungen im Osterzgebirge“ wurden zwei Erhaltungsamenplantagen für den Wild-Apfel angelegt. Eine davon befindet sich in Oberfrauendorf. Nähere Informationen zu Projektpartnern, Fördermittel und Inhalten unter https://www.wildapfel.info/alt/index2.html
Im Ort gibt es eine (privat betriebene) Wetterstation und Sternwarte. Die Homepage gibt sehr detaillierte Informationen und Einblicke ins aktuelle Wettergeschehen.

8 Touristenlager

Eigentlich ist der Name etwas irreführend, denn hier waren Schüler aus der Umgebung und dem nahe gelegenen Dippoldiswalde untergebracht. Den Erzählungen der „Alten“ Dorfbewohner kann man entnehmen, dass sie hier wunderbare Tage und Wochen ihrer Kindheit verbrachten. Sie übernachteten gemeinsam in primitiven Hütten im Wald. Das Wasser musste von der Talwiese mit einer Handpumpe hinauf ins Lager gepumpt werden. Dort befand sich neben den Schlafhütten auch ein Küchenhaus, die sogenannten „Donnerbalken“ wurden als Toiletten genutzt. Zum Bäcker und Konsum ging es zu Fuß nach Oberfrauendorf. Ein einfaches aber schönes Lebn

9 Ein Stückchen Holzäppelheimat

Die Wiesen umsäumen zahlreiche Wild-Apfelbäume, der eigentlich sonst seltenen Baumart. Gut erkennbar ist er im Herbst durch die bis 3,5 cm kleinen grüngelben Äpfelchen. Zum sortenreinen Apfel unterscheidet er sich durch seine kahlen Blüten- und/oder Blattstiele (keine oder nur wenige Behaarung). Um den gesamten Ort herum wachsen heute noch einige besondere Exemplare des echten Wild-Apfels Malus sylvestris. Dieser Verbreitungsschwerpunkt erstreckt sich über Luchau, Cunnersdorf und Glashütte, über Bärenstein hinauf bis nach Geising und Fürstenau. Einige Bäume sind schon recht alt, andere zählen zum großen Pool, der in den vergangenen Jahren nachgepflanzten Sämlinge. Nach- oder Neupflanzungen sind notwendig, um den Wild-Apfelbestand im Osterzgebirge zu festigen und dauerhaft zu erhalten, denn zahlreiche alte Wild-Apfel-Bäume sind geschädigt und teilweise abgestorben. Neupflanzungen müssen in den ersten Jahren vor Wildverbiss geschützt werden. Der hiesige Wildbestand lässt die kleinen Sämlinge nur im Schutz eines Wildverbisszaunes gedeihen. Auch Schafe laben sich gern an den jungen Wild-Apfelblättern. Ein noch größeres Problem ist der sehr große Bestand an Mäusen, selbst die rattengroßen Schermäuse haben sich ausgebreitet. Ein Jungbaum hat ohne Wurzelschutz kaum eine Chance zu bestehen.
Einige Wild-Apfel-Bäume sind beschildert und deshalb gut zu erkennen. Durch diese Schilder sollen die Bäume vor unbeabsichtigtem Abgsägen geschützt werden. Nähere Informationen gibt es auf dem QR Code des Schildes und unter www.wildapfel.info