Vom Wildapfelprojekt ... das erste Jahr

Wildapfel

Die Grüne Liga Osterzgebirge e. V. bearbeitet seit Frühjahr 2007 ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Erhaltung von Malus sylvestris (Holzapfel) im Osterzgebirge. In sehr guter Zusammenarbeit mit dem Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst des Julius Kühn-Institutes Pillnitz (ehemals Institut für Obstzüchtung) konnte das erste Projektjahr sehr positiv abgeschlossen werden.

Insgesamt wurden 541 Wildapfelbäume zwischen Zinnwald und Schlott­witz, Liebenau und Schmiedeberg kartiert sowie deren Baum-, Trieb- und Blattmerkmale erfasst, von 155 Wildapfelbäumen konnten die Blütenmerkmale sowie bei 311 Wildapfelbäumen die Frucht- und Samenmerkmale bonitiert werden. Voraussetzung dafür waren viele Stunden Kartierarbeit, wegen der begrenzten Blütezeit meist bis in die Abendstunden hinein. Einen Berg von Merkmalen mussten fleißige Helferlein in die neu entwickelte Datenbank eintippen. Durch Erfahrungsaustausch mit Akteuren in anderen Bundesländern und umfangreiche Literaturrecherchen legten wir gemeinsam mit den Pillnitzer Wissenschaftlern die relevanten Deskriptoren (Merkmale) fest, die zur Bestimmung der Echtheit der Bäume notwendig sind. Nils Kochan hat die Wildapfeldatenbank neu für unser Projekt erstellt. Fast alle Daten sind öffentlich zugänglich und über unsre tolle Homepage - gestaltet von Andreas Warschau - (www.wildapfel.info) einsehbar. Neben den Bestimmungsmerkmalen gibt’s auf dieser Internetseite jede Menge Informationen rund um den osterzgebirgischen Holzapfel, Aktuelles, und zur besseren Verständlichkeit Fotos zu (fast) jedem Baum.

Zur Vorbereitung von In-situ-Maßnahmen (Verdichtung des Populationsbestandes an Kernpunkten im Projektgebiet) sowie Ex-situ-Maßnahmen (Anlage von zwei Erhaltungssamenplantagen) wurden aus kontrollierten Kreuzungen in der Obstgenbank Pillnitz 1.674 Samen für Pflanzungen gewonnen. Auch wir durften hierfür an einem Frühlingstag in Pillnitz Bienchen spielen und bei der Bestäubung der Mutterbäume Hand, oder besser Pinsel und Reagenzglas, anlegen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Festlegung eines Arbeitsplanes gemeinsam mit Sachsenforst zur Anlage der beiden, in den Folgejahren geplanten, Erhaltungsplantagen. Hierbei musste sich erst einmal grundsätzlich darüber geeinigt werden, ob unsere Erhaltungsplantagen mit Sämlingen bepflanzt werden sollen oder auf Unterlagen aufveredelt/gepfropft werden.

Ein ganz großes Teilziel im Wildapfelprojekt ist die Etablierung eines Nutzungskonzeptes für den Wildapfel im Osterzgebirge. Hierzu belichteten wir verschiedene Nutzungsmöglichkeiten: Familie Böttger aus Röthenbach testete zum Beispiel die Herstellung von Schmuckstücken aus Wildapfelholz. Ein großer Knaller war auf dem Naturmarkt im Ulberndorfer Lindenhof das Holzäppeleis von Herrn Lehmann/Eis-Schiffel aus Dipps. Wer einen der Naturmärkte in der Region besucht hat, konnte sich auch vom guten Geschmack des Wildapfeltees überzeugen. Leider gab`s viel zu wenig Tee und uns fehlte die Zeit, neben aller Kartiererei noch mehr Äpfel zu verarbeiten. Wir hoffen, dass uns stärkere Spätfröste in den nächsten Wochen verschonen und auf ein gutes Erntejahr 2008.

Von den bekannten Bäumen erfolgte im Herbst die Entnahme von Fruchtproben für umfangreiche Bonituren zu Größe, Farbe, Ausbildung der Einzelfrucht u.v.m. Besondere Fingerfertigkeit und Durchhaltevermögen erforderte aber auch das Ausmessen der winzigen Samen. Viel Arbeit für die Wissenschaftler in Pillnitz und uns hier vor Ort.

Ich denke, durch unsere Aktivitäten, Veröffentlichungen in der Presse und die Präsenz auf den Naturmärkten haben wir das Anliegen unseres Projektes, den Erhalt des Wildapfels im Osterzgebirge, den Menschen von hier ein kleines Stück näher gebracht. Mit den Ergebnissen des ersten Projektjahres können wir sehr zufrieden sein. Vielleicht gelingt es uns in der Folgezeit auch noch, widersinnige „Schnitt“maßnahmen zu verhindern (die Verantwortlichen wissen ganz sicher, was damit gemeint ist!).

Danke für die bisher geleistete Arbeit!

Anke Proft

(Dieser Text ist im "Grünen Blätt'l" im April 2008 erschienen. )