Grünes Blätt'l April 2009: Vom Wildapfelprojekt - das zweite Jahr

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Wieder ist ein Jahr vergangen, ein Jahr voller Arbeit, neuer Eindrücke, Begegnungen, Episoden.

Dank unermütlicher Öffentlichkeitsarbeit ist unser kleiner „Holzäppel“ nicht nur hier in der Region ganz schön populär geworden. Sogar Anfragen aus Luxemburg und der Schweiz gab es. Verlage von dort waren über unsere ansprechende, immer noch regelmäßig von Andreas Warschau gepflegte Homepage auf unser Projekt aufmerksam geworden und baten um die Nutzungsgenehmigung einiger Fotos für ein Wildobstbuch und eine Broschüre.

Gleich im Januar ging`s mit ersten Besprechungen und Planungen los. Erstes großes Thema: die zukünftige Anlage der beiden Erhaltungs-Samenplantagen. Vorgesehen sind dafür nun aktuell eine Fläche in Klingenberg und eine neu durch den Sachsenforst bereitgestellte Fläche in Oberfrauendorf. Von der Gemarkung Hirschsprung haben wir wegen der ungünstigen Höhenlage mittlerweile Abstand genommen.

Weiter standen regelmäßige Absprachen mit den Mitarbeitern des Pillnitzer Institutes auf dem Programm, sehr wichtig, damit ja kein Projektziel bei der Bearbeitung vergessen wird.

Im Mai luden wir dann wieder Interessierte ein, mit uns die herrliche Wildapfelblüte rund um Bärenstein zu genießen - immer wieder ein tolles Erlebnis. Nebenher musste aber auch noch die kurze Zeit der Blüte genutzt werden, um die noch zahlreich fehlenden Blütenkartierungen vorzunehmen. Da dies natürlich nicht an 8-Stunden-Arbeitstagen von Montag bis Freitag realisierbar ist, kam es eben auch vor, dass sich am Pfingstwochenende die Kartierer ganz zufällig im Wald begegneten. Neue Kartiererfolge sind wieder alle auf unserer Homepage-Baumliste einsehbar. Dabei, und auch im weiteren Jahresverlauf, fanden wir immer mal wieder neue Bäume. Besonders Stefan Höhnel, einer unserer Wildapfelfachexperten, gebrauchte öfter den Satz: “...also den müssen wir noch aufnehmen, der ist ganz, ganz wichtig“. Wir hatten nämlich die Order ausgegeben, wegen der schon sehr großen Datenmenge, ja keine neuen Bäume mehr aufzunehmen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt umfasst unsere Datenbank einen Bestand von über 720 Bäumen, eine Datenmenge, die kaum noch zu bewältigen ist. Von einem Gehölz sind über 30 Grundmerkmale aufzunehmen und in die Datenbank einzutragen, später dazu noch Fruchtbonituren von zehn Früchten je Baum sowie Länge und Breite von zehn Samen je Frucht. Brigitte Böhme half uns bei dieser friemeligen Arbeit. Zur Merkmalsaufnahme ist es notwendig, den Standort bis zu sechsmal innerhalb der Projektlaufzeit aufzusuchen, die Markierung mit einer Baumnummer eingeschlossen. Pech nur, wenn der Baum gerade in diesem Jahr nicht blüht, keine Früchte trägt oder uns der Eigentümer das Betreten der Fläche untersagt. Meistens stößt unsere Arbeit aber auf Zuspruch und Interesse, nicht selten kommen wir beim Kartieren mit Ortsansässigen ins Gespräch.

Eine ganz wichtige Sache für uns bestand in der genetischen Untersuchung ausgewählter Bäume. Für die genetischen Analysen verwendet man so genannte Mikrosatelliten-Marker. (SSR). Damit ist es möglich, genetische Variationen zu untersuchen und Verwandschaftsverhältnisse der Bäume untereinander abzugleichen. Wir sind sehr gespannt, inwieweit unsere aufgenommenen morphologischen Merkmale mit den Ergebnissen der genetischen Untersuchungen übereinstimmen.

Tee, Eis, Schmuck… natürlich gab`s auch das wieder im vergangenen Jahr. Die Teevorräte gehen so langsam zu Ende, Schmuck ist aber jederzeit bei uns im Büro erhältlich. Viele dieser Sachen und aktuelle Infos präsentieren wir, wie jedes Jahr, zum Schellerhauer und Ulberndorfer Naturmarkt und zum Pillnitzer Apfeltag im September. Dort kann man übrigens auch seine alten Apfelsorten bestimmen lassen. Ständig sind wir auf der Suche nach weiteren Nutzungsmöglichkeiten des Holzapfels. So suchen wir zum Beispiel nach einer Rezeptur für die Herstellung von Essig oder diesbezüglichen Kontakten.

Im Jahr 2008 erfolgten an 65 Standorten Pflegemaßnahmen. Das dient vor allem der Verbesserung der Licht- und Konkurrenzverhältnisse des Standortes. Vorher ist natürlich eine mehr oder weniger aufwendige Ermittlung der Flächeneigentümer notwendig. Sehr unterschiedlich war dann die Resonanz, als wir vor den Türen der Leute standen und um Pflegezustimmung baten (fast immer zugegen - ein Hofhund!). Einige waren froh, endlich bei jemandem all ihren Frust ausschütten zu können, die meisten Eigentümer konnten wir aber in einem freundlichen Gespräch von der Wichtigkeit unserer Sache überzeugen. Die ersten in Pillnitz/ Graupa gezogenen autochthonen Bäumchen stehen mittlerweile frisch gepflanzt im Projektgebiet und warten auf die ersten Sonnenstrahlen. Weitere Pflanzungen folgen in diesem Jahr.

Im September war fast jedes Wochenende von Wildapfelaktionen geprägt. Einer der Höhepunkte bestand in der Kontaktaufnahme mit dem Kunstverein Dippoldiswalde. Ein Ergebnis ist eine gemeinsame Ausstellung zum Thema Wildapfel im Osterzgebirge. Diese war vor einigen Wochen in den Dipp`ser Parksälen zu bestaunen und hoffentlich dann zukünftig in der Stadtbibliothek. Eine Malerei der Hobbykünstlerin Ines Hauser bildete die Vorlage für eine Postkarte.

Eine Superidee, wie die teilnehmenden Wanderer fanden, hatten wir dann im Herbst. Eine Seniorenwanderung stand im Oktober auf dem Programm und sollte Anregung für weitere Veranstaltungen dieser (personenkreisbezogenen) Art sein. Gute Ernte beschied uns das zurückliegende Projektjahr. Das Ergebnis: wohlschmeckender Tee, der wieder viele Liebhaber fand.

Zusammenfassend können wir feststellen: auch das Jahr 2008 wurde ein erfolgreiches Holzäppeljahr. Es wird schwer sein, alle an uns gestellten Arbeitsaufgaben innerhalb der verbleibenden Projektlaufzeit zu bewältigen. Trotzdem auch in diesem Jahr: Vielen Dank an alle Helfer!!!

Anke Proft